zurück Kirche

So klein Dirgenheim mit seinen heute knapp über 300 Einwohnern auch ist, so kann es doch auf eine lange Geschichte zurückblicken. Eine Zeit lang gehörte es zum Hause Öttingen-Wallerstein, dann seit 1803 zu Württemberg. Eine eigene Kirche hat es mindestens seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Aus dieser Zeit stammt der stämmige Kirchturm, der knapp unter dem Zeltdach noch romanische Doppelfenster und im Chorraum seines Erdgeschosses ein auf Konsolen gestelltes Kreuzrippengewölbe hat. Der quadratische Turm hat offensichtlich alle Widrigkeiten der Jahrhunderte überstanden: die Heimsuchung des Dreißigjährigen Krieges, genauso wie die Dorfbrände 1658, 1752 und 1758. Erst der Sturm der Neujahrsnacht von 1834/35 wurde über ihn Herr und riß mit dem Dachgebälk offensichtlich auch einige Steinlagen herunter. Seitdem hat der Turm sein vierseitiges Zeltdach, und da die Kirchhofmauer dem sanften Geländeanstieg der Nordseite des Dorfes folgt, bildeten Turm und Mauer trotzder Kleinheit des
 Kirchbezirks ein Bild voll alter Kraft und gelassener Sicherheit.

Freilich die nicht geringe Anziehungskraft ging von einem gotischen Kleinod der Kirche aus: einer farbigen Tonplastik “Maria mit Kind”, die um 1420 entstanden sein mag. Auch sie wurde in die neue Kirche mitübernommen.

Auch wenn Dirgenheim klein war (und noch ist), das in der Barockzeit verlängerte Schiff war viel zu schmal und kurz, um den Kirchenbesuchern ausreichend Platz zu bieten. So wurde schon 1902 der Bauplatz gekauft, auf dem die neue Kirche steht und seit 1909 blieben Umbau- und Neubaupläne im Gespräch, doch machten Kriege und Geldentwertungen die gute Absicht zunichte. Erst 1963 war der Neubaubeschluss perfekt, und nachdem im Juni 1965 auch die Standortfrage geklärt war, konnte Bischoff Leiprecht am 25.Februar 1966 die Bauerlaubnis geben. Bis September wurde fundamentiert und dann begann das vielbestaunte Ereignis der Montage. Schon 1963 hatte sich die Kirchengemeinde für die Fertigbauweise entschieden, das heißt, für einen Hochbau aus vorgefertigten Bauteilen.

Die neue Kirche erhebt sich nördlich der alten. Sie ist paralell zu ihr um Längen des alten Schiffes ostwärts versetzt, so daß im Westen ein Vorplatz entsteht und die südlich angefügte Sakristei durch einen gedeckten Gang über den Friedhof hinweg mit dem alten Chorraum verbunden ist. Die Gestalt des Neubaus ist so einfach wie möglich. Ein auf einen niedrigen Wandsockel gestellter, von Betonpfeilern gestützter hoher Giebelbau, der einen holzverschalten Saalraum mit 250 Sitzplätzen umschließt.

Der Altarraum ist mit Steinweiler Juraplatten ausgelegt. Die Westseite besitzt außen ein pfeilergestütztes Vordach, das zugleich ein sehr geschmackvolles Bronzeportal schützt, und innen eine schlanke Orgelempore, zu der von rechts eine Treppe führt, während der Raum links vom Eingang ohne besonderen baulichen Aufwand geschickt als Taufzone abgeschirmt ist.

Den Haupteindruck des Außenbaus bestimmt der hohe Westgiebel, dessen Dreieck ein nach innen hell und schlich wirkendes Glasband knapp unterhalb des Daches nachzeichnet.

Den Haupteindruck im Innern bestimmen die fünf großen Fensterfelder der Südseite. Sie zeigen Motive aus dem Neuen Testament, wovon eines die Wiederkunft Christi darstellt. Die kontrastreiche Leuchtkraft dieses Scenen-Zyklus dürfte sie den Kirchenbesuchern rasch vertraut machen, wogegen sie Zeit brauchen werden, sich in das schmälere Fensterband auf der Nordseite einzufühlen

Es sind die ersten Glasbetonfenster dieses durch seine Grafik bereits witbekannten Künstlers: Sieben Felder mit den Symbolen der sieben Sakramente, ein Band von strenger und edler grafischer Klarheit, in dem Strukturen, Farbklänge und Rhythmen einander stützen, steigern und aussagende Kraft geben.

Der Künstler Hans Majer entwarf auch den Taufstein mit dem Bronzerelief der Taube, einen Wandteppich mit dem Drachentöter St. Georg, dem Schutzpatron unserer Kirche, und vor allem das Altarkreuz für einen gotischen Corpus Christi, das ebenso an das Motiv des Lebensbaums, wie an das des Marterholzes erinnert.

Ausstattungsstücke, sowie Tabernakel und Eingangsportal sind alle aus Bronze und fügen sich dank ihrer einfachen Formen harmonisch dem Baucharakter an.

Ein Gotteshaus, das in seiner klaren Linienführung, Einfachheit und Schlichtheit würdig schön ist, dem durchaus nicht anzusehen ist, daß es eine Kirche mit vorgefertigten Teilen ist. Durch die Ausstattung der Kirche mit einigen beachtenswerten Kunstwerken hat sie eine eigene Note erhalten.

Hier zeigt sich besonders das feine Kunstverständnis des damaligen Ortsgeistlichen, Pfarrer Schlichter, der in kluger Weise die richtigen Berater und Künstler ausgewählt hat.

Etwa 200 Meter weiter südlich der beiden Kirchen steht die St. Annakapelle mit einem achteckigen Dachreiter auf ihrem First. Über dem Eingang ist die Jahreszahl 1557 angebracht.




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